Historisches Rathaus
In dem Buch „Die Bau- und Kunstdenkmäler" der Kreise Biedenkopf, Dill, Oberwesterwald und Westerburg von Herrn Luthmer aus dem Jahre 1910 ist folgendes zu lesen
„Das Rathaus, ein stattlicher Holzbau, mit (neu) beschieferter West- und Nordseite, erhebt sich mit einer hohen Freitreppe auf der höchsten Stelle des ansteigenden Marktplatzes. Auf den Ecken der nach Westen gewendeten Giebelseite springen im 2. Stockwerk zwei achteckige Erker vor. Die Südseite hat vom 1. Stockwerk an einen starken Überhang, der auf Holzsäulen gestützt ist."
Aus den Unterlagen des Hessischen Staatsarchivs Marburg geht hervor, dass das Alte Rathaus im Jahre 1819 als baufällig bezeichnet wird.
Die Urkunde, die am 25. April 1938 bei der Fertigstellung der neuen Freitreppe in die oberste Treppenstufe eingemauert wurde, enthält folgenden Wortlaut: „Das Rathaus der Stadt Battenberg ist über 400 Jahre alt. Wie aus der Chronik der Stadt hervorgeht, ist bereits im Jahre 1650 eine neue Eichenschwelle eingezogen worden. Vor etwa 150 Jahren war das Erdgeschoss noch nicht ausgebaut und wurde als Markthalle benutzt. Später wurde im Erdgeschoss ein Schulsaal eingebaut, wo dann jahrzehntelang für die 1. und 2. Klassen der Volksschule Unterricht erteilt wurde. Der Saal im ersten Stock wurde ebenfalls bis zum Jahre 1930 als Schulsaal benutzt, wo den 3., 4. und 5. Klassen Unterricht erteilt wurde.
Der Saal im 2. Stock dient seit jeher als Sitzungssaal der Gemeinderäte, auch werden sämtliche öffentlichen Versteigerungen darin abgehalten. In dem Nebenraum im 2. Stock war das städtische Eichamt untergebracht, welches im Jahre 1920 infolge Einrichtung großer Bezirks-Eichämter einging. Der betreffende Raum wird heute als Archivraum genutzt.
In den Sälen im Erdgeschoss und 1. Stock ist z. Z. ein Kindergarten eingerichtet, der augenblicklich von 60 Kindern aus Battenberg besucht wird und der guten Anklang bei den Einwohnern gefunden hat.
Die große Freitreppe des Rathauses war seit Jahren reparaturbedürftig. Nach Anhörung der Gemeinderäte und auf Vorschlag des staatlichen Hochbauamtes in Marburg (Lahn) beschloss der Bürgermeister am 16. August 1937, eine neue Freitreppe aus wetterfestem Sandstein zu erbauen. Die Lieferung der Treppenstufen wurde am 7. Oktober 1937 dem Steinhauer Anton Muth in Michelbach/Kreis Marburg und die Bauarbeiten dem Maurermeister Emil Marburger in Battenberg übertragen."
Am 5. Juli 1983 beschloss die Stadtverordnetenversammlung, den Bauausschuss und den Magistrat mit der Überprüfung der Verwendung des Alten Rathauses als Heimatmuseum und Stadtbücherei zu beauftragen. Ein erster Kostenvoranschlag des Architekturbüros Roth, Battenberg, für eine schlichte und einfache Renovierung belief sich auf rd. 140.000 DM. Nachdem im Winterhalbjahr 1985/86 umfangreiche Entkernungsarbeiten durchgeführt wurden, stellte sich heraus, dass das bisherige Sanierungskonzept überarbeitet werden musste; eine völlig neue Statik war erforderlich.
Die Stadtverordnetenversammlung stimmte in ihrer Sitzung am 8. März 1990 dem neuen Renovierungskonzept mit einem Kostenumfang von r. 800.000 DM zu.
Auflagen in der Baugenehmigung (Brandschutz) und Schäden an den Außenbalken, die erst bei den weiteren Arbeiten sichtbar wurden, verteuerten die Sanierung auf nunmehr rd. 1,2 Mio. DM.