Battenberg (Eder)
Die vom Kellerberg überragte Stadt liegt auf dem steilen, 349 Meter hohen, in das Tal vorspringenden Burgberg-Felsen und gewährt über das tiefe Edertal hinweg einen weiten Blick nach Norden bis zu den Ausläufern des Kahlen Astenberges und nach Süden bis zu den Höhen des Burgwaldes. Dunkel sind die Anfänge Battenbergs vor der ersten Erwähnung im Jahr 1214, so dass es sich nicht lohnt, sich hier mit weitergehenden Vermutungen auseinanderzusetzen. Immerhin beherrscht es den Lützlergebirgshöhenweg über Laisa nach Frankenberg und liegt seit dem 14. Jahrhundert an der damals entwickelten Hatzfelder Edertalstraße, die jedoch noch bis ins vorige Jahrhundert einen Berghöfer Zweig besaß. Herren des oberen Edergebietes sind jedenfalls im ausgehenden 12. Jahrhundert die Grafen von Wittgenstein-Battenberg („Stifte"), eines Stammes mit den Grafschafter Edelherren aus dem benachbarten Westfälischen.
Drei Schlösser kennen wir in Battenberg. Die alte Burg stand nordöstlich neben dem heutigen Pfarrhaus, d. h. (nach W. Görich) auf dem Ortsvorsprung des Stadtberges. Sie wird im Jahre 1464 als noch in gutem Zustand befindlich bezeichnet und diente nach Aussterben des Geschlechts der Battenberger 1314 bis zur Errichtung der neuen Burg als Amtssitz. 1774 wurden die restlichen Gebäude vermietet und 1779 die gesamten Grundstücke verkauft. Jünger, freilich noch vor 1234 erbaut, war (nach Görich) die auf hohem Gipfel beherrschend gelegene Kellerburg, die neben der älteren Sperranlage bis zu ihrer Aufgabe in hessischer Zeit (nach dem Pfanderwerb von 1463) bestand. Als landgräfliches Jagdschloss wurde schließlich 1732 die "Neuburg" für 24.000 Gulden durch Oberforstmeister C. L. von Lauernburg unmittelbar unter der alten Burg erbaut, diente ab 177 4 als Unterkunft für ein zur Bekämpfung von Wildererbanden eingesetztes Kommando von 20 Landdragonern und war seit 1783 bzw. 1826 Wohnung des landgräflichen Forst- sowie auch des Justizbeamten.
Das 1234 erstmals als solches genannte Städtchen, das (nach Görich) überhaupt erst damals sein Stadtrecht (vom Mainzer Erzbischof) erhalten haben wird, liegt mit seiner Kirche planmäßig vor der ursprünglichen Feste Battenberg. Seit 1234 gerieten die Grafen immer stärker unter den Einfluss des Erzstiftes und teilten entsprechend 1238 ihre Grafschaft Stifte in einen Wittgensteiner und einen Battenberger Teil; der letztere kam damals in Gemeinschaftsbesitz mit Mainz und wurde diesem 1291 völlig verkauft. Über zwei Jahrhunderte hielt das Erzstift diese Stellung an der oberen Eder, bis das Amt Battenberg nach der Mainzer Stiftsfehde 1464 an die hessische Landgrafschaft und damit 1648 an deren Darmstädter Teil überging.
Das älteste Battenberger Stadtrecht, das wohl 1234 verliehen wird, ist uns nicht erhalten, und auch aus späterer Zeit sind wir nur sehr unzulänglich über die Stadtverfassung unterrichtet. Im 17. Jahrhundert bestand der Rat aus acht .Ratschöffen", 1726 aus dem regierenden Bürgermeister und den Viermann, 1778 heißt es, dass zu dem „Stadtmagistraf' sechs „Ratsverwandte" gehörten; Obmann jeder Zunft war ein "Ratsverwandter". Städtisch war das alleinige Bierbraurecht sowie das Recht auf die Wollwaage für Stadt und Amt und das Recht auf Erhebung des Wegegeldes, insbesondere bei den vier Jahrmärkten.
Um 1770 wird im Battenberger Saalbuch festgestellt, dass „von alters her in der Stadt bey der alten Burg gewohnet und vier castrenses oder Burgmanne, welche im Rath gewesen, das man das Burgmannsgericht genennet"; aus Urkunden kennen wir an Battenberger Burgmannengeschlechtern die von Hatzfeld, Biedenfeld, Lauterbach und Dersch. An Behörden gab es hier in hessischer Zeit Amt und Rentmeisterei, Medizinalamt, Forstamt, evangelische Pfarrei {zeitweilig Dekanat bzw. Metropolanat), zwei Distriktseinnehmereien usw. Die Wollenweberei scheint ihre alte Bedeutung damals schon nicht mehr gehabt zu haben, da nur zwei Einwohner noch dieses Handwerk ausübten. Eine gewisse Bedeutung für Battenberg hatte im 16., 17., 18. Jahrhundert, als noch nicht zahlreiche Wehre den Lachsen den Weg zu ihren Laichplätzen im Oberlauf der Eder versperrten, die Lachsfischerei, wie das seit dem 17. Jahrhundert erwähnte Hammerwerk, die Eisengießerei, das Braunsteinbergwerk und eine Ziegelei eine Rolle.
Die geringe Einwohnerzahl Battenbergs im 16./17. Jahrhundert mag zum Teil auf die sich damals im oberen Edergebiet grassierenden Seuchen, insbesondere die Pest, zurückzuführen sein; 1502 wurden 46 Bürger, 1577 und 1771 noch 84 Haushaltungen, 1805 sind 793 Einwohner angegeben. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts (1880) stieg die Zahl auf 1445 Seelen an, war aber um die Jahrhundertwende wieder - jetzt wohl infolge der Abwanderung nach der neuen Welt einerseits und nach dem rheinisch-westfälischen Industriegebiet andererseits - auf etwas über 900 Seelen gesunken. Die Tausendergrenze wurde dann endlich im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts erneut erreicht. Entsprechend war das Stadtrecht von 1897 bis 1936 aberkannt. Am 13. September 1950 wurden 17 45 Einwohner gezählt.
Große Tage erlebte Battenberg im 18. Jahrhundert, als die jagdlustigen Darmstädter Landgrafen mit großem Gefolge die weiten Forsts des oberen Edergebietes regelmäßig besuchten und im neuen Schloss zu Battenberg und im Jagdschloss Kleudelburg oder Neujägersdorf ihre Jagdlager abhielten.
Eine Münzstätte bestand in Battenberg bereits im 13. Jahrhundert, in der Graf Wedekind II. in der Zeit von 1238 bis 1291 die heute sehr seltenen Battenberger Denare prägen ließ; ihre Schauseite zeigt über einem Bogen mit 3 Toren das Brustbild des Grafen, der in der Rechten ein Schwert und in der Linken ein Zepter hält, und die Umschrift {W{EDECINT. Die Kehrseite zeigt über einem Arkadenbau eine Kirche mit Turm in der Mitte und zwei Seitengebäude mit der Umschrift „Battenberg". Freilich sind alle späteren Münzungen (nach H. J. v. Brockausen) auf Batenburg bei Nymwegen zu beziehen und bekannt als schlechte Ware.
Die Pfarrverleihung stand - ebenso wie die zu Battenfeld - dem Geschlecht von Biedenfeld als Solmsisches Lehen zu und fiel im Jahre 1777 an Solms zurück. Die Einführung der Reformation erfolgte 1526, jedoch wurde im Jahre 1606 die calvinistische Lehre eingeführt. In der sogenannten Ruppertsbergschen Chronik des Superintendanturarchivs heißt es, dass der damalige Pfarrer zu Battenberg und Laisa, M. Erhard Fulderus, ebenso wie der Battenfelder Pfarrer M. Caspar Stippius, die von Landgraf Moritz eingeführten Verbesserungspunkte nicht angenommen hätten und daher verabschiedet worden sei. Im Jahr 1624 wurde dann die lutherische Lehre wieder eingeführt. Eine Lateinschule ist in Battenberg seit Anfang des 17. Jahrhunderts nachweisbar, an der bis Anfang des 19. Jahrhunderts nur studierte Lehrer „Literati" wirkten. An bedeutenden Söhnen Battenbergs verdienen Erwähnung die Gelehrten Joh. Molter (1561 - 1618) und Joh. Scholl, die beide Professoren der Theologie und des Hebräischen an der Universität Marburg waren, der satirische Dichter Georg Nigrinus (Schwarz), ferner der 1746 als Oberamtmann in Battenberg verstorbene Kirchenlieddichter Rube, von dem einige Lieder in die Gesangbücher aufgenommen wurden.
Der Name Battenberg ist in der Neuzeit wieder bekannt geworden, seit 1858 der nicht adeligen Ehefrau des Prinzen Alexander von Hessen der Titel „Prinzessin von Battenberg" verliehen wurde. Mehr zu dieser Geschichte finden Sie auf den nächsten Seiten.